MANUAL THERAPY IN A NEUROPLASTIC WORLD, DAVID BUTLER – KEYNOTE

Es ist immer wieder spannend und unterhaltsam zugleich David Butler sprechen zu hören. Dementsprechend strömten die Kongressbesucher in den Saal.

In welchen gedanklichen Rahmen arbeiten Manualtherapeuten? Nach welchen Grundlagen entscheiden wir unser klinisches Management?

Das Wissen der Forschung im Bereich der Neuroplastizität erlaubt uns unser therapeutisches Spektrum zu erweitern.

Dr. Butler präsentiert uns die für ihn vier wichtigsten Sichtweisen was die Manuelle Therapie leisten kann:

Manual Therapist as a

1)   biopsychosocialist

2)   brain reinhibitor and sculptor

3)   immunotherapist

4)   linguist

 

1) Manual therapist as biopsychosocialist:

Studien zeigten, dass die meisten Physiotherapeuten zuerst einen rein biomedizinischen Ansatz in ihrem Patientenmanagement anwenden. Die biopsychosoziale Denkweise wird erst nach Versagen des ersteren in der Therapie angewandt.

Speziell bei Patienten mit chronischen Erkrankungen ist der biopsychosoziale Ansatz unumgänglich(1).

 

2) Manual therapist as brain reinhibitor and sculptor:

Bei chronischen Schmerzzuständen ist die veränderte Matrix im Gehirn darstellbar. Durch den Mechanismus der zentralen Sensibilisierung entsteht eine Vergrößerung der Repräsentation des Schmerzbereiches im Gehirn. Für den Patienten bedeutet das eine verringerte Fähigkeit in der Zwei-Punkt Diskrimination, Probleme bei Bewegung und eine Ausbreitung des Schmerzgebietes(2).

                                                Verschiedene Techniken können uns bei diesen Patienten die Therapie erleichtern: die Spiegeltherapie, Techniken zur Verbesserung der Lateralitätserkennung (links/rechts Erkennung) und die spezifische Patientenaufklärung.

Ein Nagelbrett ist ein effektives visuelles Hilfsmittel in der Therapie um Chronifizierung darzustellen.             

                                                    

3) Manual therapist as immunotherapist:

Lang anhaltender Stress und Schmerzen führen zu Veränderungen im Immunsystem. Die Anzahl entzündungssteigender Zytokine im Körper wird erhöht(3).

Mit bestimmten Verhaltensweisen können wir den schmerzverstärkenden Einfluss des Immunsystems dämpfen. In unserer Arbeit sollten wir auch folgende positive Lebensumstände bedenken und eventuell fördern:

Ausreichend Bewegung, Sinn für Humor, einen starken Glauben, familiäre und medizinische Unterstützung, Einfluss auf die eigene Lebensqualität haben, ein Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben geben!

 

4) Manual therapist as linguist:

Es hat sich gezeigt dass Patientenaufklärung mit neurophysiologischen Aspekten in der Behandlung von chronischen Schmerzen effektiv ist(4).

Aber auch die Sprache, die wir verwenden, beeinflusst das Verhalten unserer Patienten. Eine schöne Metapher für allmähliche Belastungssteigerung ist „Ein Schiff ist am sichersten im Hafen – aber dafür wurde es nicht gebaut!“.

 

Durch dieses Wissen und unsere vielfältigen therapeutischen Ansätze dürfen wir folgende Begriffe ändern:

–       „Schmerzmanagement“ wird zu „Schmerzbehandlung“

–       Manualtherapeuten werden zu „Total Body Construction Workers“

 

Lydia Stelzer, MSc.

 

(1) Gatchel RJ, Peng YB, Peters ML, Fuchs PN, Turk DC. The biopsychosocial approach to chronic pain: scientific advances and future directions. Psychol Bull. 2007;133:581-624.

(2) Moseley GL, Butler DS, Beames TB, Giles TJ. The Graded Motor Imagery Handbook. Adelaide, Australia: Noigroup Publications; 2012.

(3) Austin PJ, Moalem-Tayler G. The neuro-immune balance in neuropathic pain: involvement of inflammatory immune cells, immune-like glial cells and cytokines. J Neuroimmunol. 2010;229:26-50.

(4) Louw A, Diener I, Butler DS, Puentedura EJ. The effect of neuroscience education on pain, disability, anxiety, and stress in chronic musculoskeletal pain. Arch Phys Med Rehabil. 2011:92:2041-2056.